Chandeliers as bearers of symbols of all kind


This lecture was held within the official program of the La Granja, Spain Meeting of LIGHT and GLASS on September, 25th 2009. The full version is available in German – below you can find a short version in English as well.

Dr. Käthe Klappenbach, Potsdam

Kronleuchter als Symbolträger

mit Beispielen aus den brandenburgisch-preußischen Schlössern

 

Die Frage Sind Kronleuchter in den barocken Fest- und Repräsentationsräumen nur Licht- oder auch Bedeutungsträger? hat die Forschung bisher viel zu wenig beachtet und es gab kaum verlässliche Antworten darauf.

Während im sakralen Bereich die Lichtträger das Licht der Welt – Jesus Christus – symbolisieren und die Beleuchtung eines Kirchenraumes die Inszenierung des Weges der Gemeinde von der Finsternis zum Licht zum Ziel hat, war im weltlichen Bereich das blendende und kostspielige Licht ein Mittel, im täglichen Leben und bei der Inszenierung von Festlichkeiten den Glanz der Mächtigen zu demonstrieren. Licht und die Lichtträger – insbesondere die auch als Kronen oder Kronleuchter benannten Hängeleuchter – wurden als Instrumente für die fürstliche Reputation eingesetzt.

Unentbehrlich als Lichtspender bei abendlichen Festen waren die Kronleuchter auch am Tage ohne brennende Kerzen der Glanzpunkt eines fürstlichen Gemaches. Kostbare, Licht reflektierende Materialien, die in diesen enthaltene Symbolik und ihr materieller Wert prädestinierten sie, ihrem Besitzer als Prestigeobjekte zu dienen. Vor allem in ihren eigentlichen räumlichen Zusammenhängen konnten sie ihre be- und gleichermaßen erleuchtende Wirkung entfalten.

Vornehmlich Druckgraphik, manchmal Gemälde, vor allem aber die Akten der Lichtkammern und die Schlossinventare geben Aufschluss über den Einsatz des Lichtes im höfischen Leben. Die zeitgenössische Zeremonialliteratur berichtet nur knapp über dieses bedeutungsvolle Thema.

Wie auch im sakralen Bereich sind diese Kronleuchter durch die exponierte Stellung mitten im Raum wie als Träger des Lichtes ein idealer Ort für den Einsatz von Dekorationselementen mit symbolischem Wert, wie Herrscherinitialen und fürstlichen Insignien.

An Hand von Beispielen sollen die anfangs gestellte Frage und diese Thesen bewiesen werden.

 

Résumé

Im Kontext aller der fürstlichen Reputation dienenden Objekte unterscheiden sich Kronleuchter mit der Verwendung kostbarer Materialien und symbolträchtiger Gestaltungen wenig von den anderen Einrichtungsgegenständen barocker Fest- und Repräsentationsräume. Deshalb möchte ich wiederum dazu aufrufen, Kronleuchter als kostspielige Kunstwerke anzuerkennen und sie ebenso respektvoll zu behandeln wie alle anderen Kunstwerke – d.h. vor allem, sie bei Notwendigkeit ihrem materiellen Wert entsprechend nur in die Hände von ausgebildeten Restauratoren zu geben und auch ihre sachgerechte Pflege diesen anzuvertrauen.

Die Funktion, bei festlichen Anlässen als Träger des Lichtes der Beleuchtung des Raumes und im übertragenen Sinne auch der Erleuchtung zu dienen, erhöhte einst ihren Rang. Heute ist eine große Lichtfülle nicht das Besondere, sondern der Alltag. Nachträglich elektrifizierte Kronleuchter, deren Glühlampen permanent brennen, entwerten ihren Rang und werden nicht mehr beachtet. Elektrifizierungen sollten nur beibehalten werden, wenn sie – wie beispielsweise im Neuen Palais von Potsdam-Sanssouci – bereits vor 100 Jahren vorgenommen wurden und damit ein Teil der Geschichte des Leuchters sind. Allerdings sollte die Wattzahl der verwendeten Glühlampen nicht höher sein, als bei der ersten Elektrifizierung. Von Kerzen imitierenden Glühlampen, die weder als Beleuchtung anderer im Raum vorhandener Gegenstände dienen noch eine gewünschte Stimmung vermitteln können, rate ich dringend ab (zur Erinnerung: nur bei allerhöchsten Feierlichkeiten brannten Kerzen auf Kronleuchtern!).

Kronleuchter können im Gegensatz zu manchen anderen Kunstwerken (wie Gemälden oder Skulpturen) an Bedeutung verlieren, wenn sie ihren ursprünglichen Sinnzusammenhängen entrissen wurden. Deshalb plädiere ich sehr dafür, wenn möglich Originalausstattungen beizubehalten und auch zu respektieren, daß es Räume gibt, die ohne Hängeleuchter konzipiert sind und in denen ein solcher nur störend wirkt.

Zum Schluß möchte ich noch einmal auf das Restaurierungskolloquium hinweisen, welches 2006 unter dem Titel „Kronleuchter – Kunstwerk oder Gebrauchsgegenstand“ in Potsdam stattgefunden hat. Das Fazit, welches wir damals gemeinsam gezogen hatten, lautete: „Ein Kronleuchter ist ein Kunstwerk, der auch ein Gebrauchsgegenstand sein kann aber trotzdem nicht als solcher behandelt werden darf.“ (die Veröffentlichung einiger Vorträge dieses Kolloquiums steht kurz bevor).

Beispiele:

Abb. 1:

Paul Carl Leygebe: Das Tabakskollegium Friedrichs I. in der Drap d'Or-Kammer des Berliner Schlosses. Um 1710. SPSG, GK I 1556. (Dieses Bild ist in höherer Auflösung unter http://www.fotothek.spsg.de/ Fotonummer F0014854 zu finden).

Paul Carl Leygebe: Das Tabakskollegium Friedrichs I. in der Drap d’Or-Kammer des Berliner Schlosses. Um 1710. SPSG, GK I 1556. (Dieses Bild ist in höherer Auflösung unter www.fotothek.spsg.de Fotonummer F0014854 zu finden).

Auf diesem Gemälde mit der Darstellung König Friedrichs I. und seiner Gemahlin unter einem Kronleuchter während eines Tabakskollegiums im exklusivsten Raum des Berliner Schlosses (der zu den Paradekammern gehörenden Drap-d’Or-Kammer, deren Wände mit Goldbrokat tapeziert war), wird besonders deutlich, das der den Raum krönende Hängeleuchter eigentlich nur mit seinem Kontext, dem Raum, den Auftraggebern und Herstellern sowie den verwendeten Materialien gesehen werden kann: In diesem Falle einem Repräsentationsraum, mit dem erst kurz zuvor gekrönten König in Preußen unter einem Leuchter, der von einer Krone gekrönt ist und in dem die Initialen FR (Fridericus Rex, für König Friedrich I. in Preußen) enthalten sind, und der geschmückt ist mit dem Material Bergkristall. Die Herrscherinitialen FR befanden sich in der Dekoration aller Paraderäume des zerstörten Berliner Schlosses.

 

Abb. 2:

Antoine Pesne (Skizze): Der Empfang Augusts des Starken durch Friedrich Wilhelm I. und seiner Familie im Berliner Schloß am 29. Mai 1728. GK I 968 (SPSG, Eigentum des Hauses Hohenzollern, Nachlaß Dr. Louis Ferdinand, Prinz von Preußen). (Dieses Bild ist in höherer Auflösung unter http://www.fotothek.spsg.de/ Fotonummer F0014106 zu finden).

Antoine Pesne (Skizze): Der Empfang Augusts des Starken durch Friedrich Wilhelm I. und seiner Familie im Berliner Schloß am 29. Mai 1728. GK I 968 (SPSG, Eigentum des Hauses Hohenzollern, Nachlaß Dr. Louis Ferdinand, Prinz von Preußen). (Dieses Bild ist in höherer Auflösung unter www.fotothek.spsg.de Fotonummer F0014106 zu finden).

Auch hier befindet sich die königliche Familie unter einem Kronleuchter, dessen oberer Abschluß eine königliche Krone ist.

 

Abb. 3:

Johann Friedrich Wentzel: Krönungsmahl Friedrichs I., GK I 9322. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Dieses Bild ist in höherer Auflösung unter http://www.fotothek.spsg.de/ Fotonummer F0015793 zu finden).

Johann Friedrich Wentzel: Krönungsmahl Friedrichs I., GK I 9322. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Dieses Bild ist in höherer Auflösung unter www.fotothek.spsg.de Fotonummer F0015793 zu finden).

Bei diesem am Tage stattfindenden Festmahl nach der Krönung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrichs III. zum ersten König in Preußen Friedrich I. in Königsberg, brennen die kostspieligen Kerzen auf nur wenigen, sehr hoch hängenden Kronleuchtern, einigen Wand- und einigen Tischleuchtern. Sie dienen nicht der Beleuchtung sondern ausschließlich der Demonstration von Luxus.

 

Auf anderen Darstellungen von abendlichen Festmahlen (siehe z. B. Georg Christoph Einmart, der Jüngere [nach David Klöcker], Nächtliches Bankett anlässlich des Regierungsantritts Karls IX. von Schweden in Stockholm 1672. Bildarchiv der Staatlichen Museen Berlin Preußischer Kulturbesitz, bpkgate.picturemaxx.com Bildnummer 00026867) sind Kron-, Wand- und Tischleuchter in verschwenderischer Fülle vorhanden. Diese sind in drei Ebenen platziert: Zahlreiche sehr hoch hängende Kronleuchter beleuchten mit ihren Kerzen ausschließlich die Decke des Festsaales und die etwas tiefer in der Mitte der Wände angebrachten Wandleuchter bilden die mittlere Ebene. Die von diesen Kerzen ausgehende Lichtmenge wird verschwindend gering gewesen sein. Das für die Festteilnehmer wirklich relevante Licht ging vor allem von den Tischleuchtern aus, die in enger Folge auf der weiß gedeckten Tafel standen. Eine in der Mitte des Saales befindliche Pyramide war von oben bis unten mit Leuchtern bestückt. wobei sich die Anzahl der Kerzen von unten nach oben verringert.

 

 

Käthe Klappenbach, Potsdam

Chandeliers as bearers of symbols of all kind

with examples from the Brandenburg-Prussian castles

 

Our question: Are chandeliers found in baroque halls of festive and representative character only as the bearers of light, or do they carry higher meanings and intentions? This question has, up till now, been taken care of far too less by research and by historians.

While in sacred areas, the lighting units are symbolizing the Light that came into this World – Jesus Christ – and while the lighting of architectual churchvolumes aimed at setting into scene the path of the congregation from the darkness into the light, in the secular areas the dazzeling and costly light became a medium to demonstrate the radiance and glory of the mighty in daily life and during great festivities.

Light itself and the lightdevices specially, usually now hanging units, also known as “crowns” or “Kronleuchter”, where now used to instrument the mighty aristocratic reputation of the owner.

Not to be missed as sources of lighting at festive evening events, the chandelier, also during daytime, now without burning candles, were highlights of any princely apartment. Precious, lightreflecting materials and the therin present symbolic qualities commonly identified with this material, help to serve the master lastly as prestigious object as such. Especially within their intended combination within the interior architecture they found use by their qualities of lighting and of enlightment.

More often in prints, sometimes in paintings, mostly though in the files of the special „Offices for Illumination“ and in the „Inventaries“ of the castles we find answers to the use of light in aristocrat lifestyles. Contemporary literature on festivities give little, only brief information on this so important theme.

As also in the sacred areas these chandeliers, through their central and exposed setting, become an ideal enplacement of elements of decoration with high symbolic values, as are rulers initials and princly insignia.

The here set questions I would like to prove with some examples (for further details, please see the original German version above).


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